„Wir finden all unsere Schülerinnen und Schüler toll“
Emotionale Worte prägten die festlichen Veranstaltungen zur Übergabe der Startchancen-Plaketten. Schulministerin Dorothee Feller und Staatssekretär Dr. Urban Mauer waren in den vergangenen Wochen in ganz Nordrhein-Westfalen unterwegs, um symbolisch das Programm für die ersten 400 Schulen zu starten.
Als Birthe Hahn das Wort ergriffen hat, wird es still in der großen Aula. Die Leiterin der Bonner Johannes-Rau-Schule bewegt sich mit ruhiger Stimme durch einen packenden Kurzbericht aus dem schulischen Leben. Sie erzählt davon, was ihre Lehrerinnen und Lehrer täglich leisten, und davon, welche Herausforderungen die Schülerinnen und Schüler – 90 Prozent mit Migrationshintergrund – Tag für Tag bewältigen müssen. Viele von ihnen kommen aus Kriegsgebieten, haben kaum Geld für Kleidung, müssen sich Sprach- und Fachkenntnisse hart erarbeiten und zu Hause bereits viel Verantwortung schultern. „Wir schauen immer, wo wir unsere Schülerinnen und Schüler bei alldem wirklich unterstützen können“, sagt Birthe Hahn, und schiebt dann einen emotionalen Satz hinterher: „Wir finden all unsere Schülerinnen und Schüler toll.“ Die Anwesenden, darunter Staatssekretär Dr. Urban Mauer, Bonns Bürgermeisterin Nicole Unterseh, Repräsentantinnen und Repräsentanten der Bezirksregierung Köln und viele Schulleiterinnen und Schulleiter, sind sichtlich berührt und spenden Applaus.
Es sind Erlebnisse wie diese, welche die vergangenen Wochen sowohl für Schulministerin Dorothee Feller als auch für Dr. Mauer zu einer besonderen Zeit gemacht haben. Beide tourten durch Nordrhein-Westfalen, um insgesamt 400 Schulen in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf sowie Arnsberg, Münster und Detmold ihre Startchancen-Plaketten zu verleihen. Die Ministerin fuhr nach Gelsenkirchen, Dortmund und Bielefeld, der Staatssekretär nach Köln, Bonn, Aachen und Essen. In sieben Schulen trafen sie auf Leiterinnen und Leiter aller 400 Startchancen-Schulen der ersten Gruppe. Die stimmungsvolle Übergabe der Plaketten, die jetzt an repräsentativen Stellen innerhalb oder außerhalb der Schulen einen Platz finden, markierte an Rhein, Ruhr, Weser und Lippe symbolisch den Start des bisher größten schulischen Bund-Länder-Unterstützungspakets.
"Das Startchancen-Programm wird in Nordrhein-Westfalen ein echtes Chancen-Programm. Unser Ziel ist, dass alle Kinder in Nordrhein-Westfalen faire Bildungschancen erhalten. Das Programm wird dazu einen ganz wichtigen Beitrag leisten.“
Schulministerin Dorothee Feller
Mit dem Startchancen-Programm werden in den kommenden zehn Jahren deutschlandweit rund 4.000 Schulen in herausfordernder Lage mit insgesamt bis zu 20 Milliarden Euro gefördert. In Nordrhein-Westfalen erhalten 920 Schulen Unterstützung, 400 im ersten Schwung, 520 weitere ab Sommer 2025. Der Bund stellt dem Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Programms über die Laufzeit von zehn Jahren rund 2,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Das Land wird seinerseits Mittel bis zu demselben Umfang bereitstellen. 60 Prozent des Geldes kommt Schülerinnen und Schülern im Primarbereich zugute, 40 Prozent Schülerinnen und Schülern in weiterführenden allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. „Das Startchancen-Programm wird in Nordrhein-Westfalen ein echtes Chancen-Programm“, sagt die Ministerin. „Unser Ziel ist, dass alle Kinder in Nordrhein-Westfalen faire Bildungschancen erhalten. Das Programm wird dazu einen ganz wichtigen Beitrag leisten.“
Damit das funktionieren kann, kommen bei der Auswahl der Schulen insbesondere zwei zentrale Kriterien zur Anwendung: der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationsgeschichte sowie die Armutsgefährdung von Schülerinnen und Schülern. Kriterien, die auch im neuen nordrhein-westfälischen Schulsozialindex Berücksichtigung finden. Auf dessen Grundlage wählte das Schulministerium in Abstimmung mit der Schulaufsicht die ersten 400 Schulen für eine Förderung ab dem Schuljahr 2024/25 aus und erhielt auf seine Einladungen ausnahmslos Zusagen. Staatssekretär Dr. Mauer war es während der Plakettenübergaben ein großes Anliegen, die Wichtigkeit dieser Auswahlkriterien zu betonen. Es gehe keineswegs darum, Schulen zu stigmatisieren, sondern darum, „die bereits herausragende Arbeit der Kollegien in diesen Schulen in herausfordernder Lage zu würdigen“ und zusätzliche passgenaue Unterstützung leisten zu können. Diesen Punkt hoben auch zahlreiche andere Rednerinnen und Redner hervor, beispielsweise der in Essen für die Schulträger sprechende Oberbürgermeister Thomas Kufen, nach dessen Meinung es durch die Auswahl nun möglich ist, „Ungleiches ungleich zu behandeln“. Für Heinrich Brötz, Beigeordneter für Bildung, Jugend und Kultur der Stadt Aachen, ist das Startchancen-Programm ein auf nachhaltige Wirkung ausgerichtetes Instrument zur Schaffung von mehr Bildungsgerechtigkeit und „als atmendes System“ stets offen für Nachbesserungen. „Es ist ein besonderes Programm, das ausstrahlen wird auf weitere Schulen“, sagte Brötz. Dennis Neumann, Leiter des Fachbereichs Schule der Stadt Dortmund, fügte hinzu: „Ich bin überzeugt, dass dieses Programm dazu beitragen wird, die Bildungs- und Lebenschancen vieler Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Als Schulträger begrüßen wir daher die Initiative zu diesem Programm sehr und sind dem Bund und Land für die Realisierung dankbar.“
„Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen und sozial-emotionale Kompetenzen werden ebenso gefördert, wie eine datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung.“
Staatssekretär Dr. Urban Mauer
Im Kern beruht das Startchancen-Programm auf drei Säulen – einem Investitions-Budget für die lernförderliche Infrastruktur der Schulen, einem Chancen-Budget für die Schul- und Unterrichtsentwicklung und einem Personal-Budget, um Fachkräfte für Multiprofessionelle Teams oder für Schulsozialarbeit einzustellen. Mit diesem Dreiklang werden „Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben, Rechnen und sozial-emotionale Kompetenzen ebenso gefördert, wie eine datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung“, betonte Dr. Mauer, der den anwesenden Schulleitungen und Schulaufsichten auch die weiteren Schritte in den nächsten Wochen und Monaten erläuterte.
Das Ganze soll und wird ein Gemeinschaftswerk werden, sagte der Staatssekretär während der Veranstaltungen: „Zusammen mit Ihnen allen, den Schulen, der Schulaufsicht und den Schulträgern wollen wir das Startchancen-Programm nutzen, um einen nachhaltigen Impuls zur Weiterentwicklung der Bildungslandschaft in Nordrhein-Westfalen zu setzen.“ Diesen Aspekt griff auch Ministerin Feller auf ihren Veranstaltungen auf: „Für ein Programm in dieser Größenordnung und Länge braucht es einen gemeinsamen Fahrplan, der einerseits Orientierung für alle Schulen bietet und andererseits den nötigen Gestaltungsspielraum zulässt, um den sich verändernden Bedarfen an jeder einzelnen Schule gerecht zu werden.“
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