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Schülerinnen und Schüler auf einem Schulhof

Demokratisch Handeln – eine Initiative unterstützt die Demokratiebildung

Sich mit eigenen Ideen und Projekten für die Demokratie einsetzen – das können Kinder und Jugendliche im Rahmen der Initiative „Demokratisch Handeln“. Dabei gibt es für Schulen Begleitmaterial, interessante Workshops und viel Unterstützung. 

Demokratiebildung ist eine der drängendsten Aufgaben im Angesicht gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen unserer Gesellschaft. Demokratische Handlungskompetenz zu vermitteln gehört untrennbar zum Bildungsauftrag der Schulen dazu. Die Schulen in Nordrhein-Westfalen haben erkannt, dass die Vermittlung dieser Kompetenzen nicht die Aufgabe einzelner Fachgruppen ist, sondern eine Querschnittsaufgabe schulischen Handelns darstellt. Sie haben hier bereits vielfältige Erfahrungen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Schulen und Projekte aus NRW beim bundesweiten Wettbewerb „Demokratisch Handeln“ stets Spitzenplätze belegen und jährlich zahlreiche nordrhein-westfälische Initiativen von Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen bundesweite Auszeichnungen erfahren.

Was ist der Wettbewerb „Demokratisch Handeln“?

Der Wettbewerb „Demokratisch Handeln“ ruft Kinder und Jugendliche auf, sich für die Demokratie zu engagieren. Ein solches Engagement kann viele verschiedene Formen haben. Es werden Projekte gesucht, in denen sich Kinder und Jugendliche mit eigenen Ideen für demokratische Prozesse in der Gemeinde, in der Schule, in Jugendeinrichtungen oder an anderen Orten einsetzen, kurz: in denen sie demokratisch handeln. Seit mehr als 30 Jahren wird der Wettbewerb durchgeführt und es wurden fast 7.000 verschiedene Projekte eingereicht, die alle in einer öffentlich zugänglichen Datenbank abrufbar sind.

Bis zum 30. November können sich Kinder und Jugendliche jedes Jahr mit ihrem Projekt bewerben – entweder alleine, in Gruppen oder in einem Team mit Lehrerinnen und Lehrern, Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeitern oder auch ihren Eltern. Jährlich werden 50 Projekte aus ganz Deutschland ausgezeichnet. In diesem Jahr kommen insgesamt 15 Projekte aus Nordrhein-Westfalen.

Die ausgezeichneten Projekte werden im Frühsommer bei einer dreitägigen Veranstaltung gewürdigt. Pandemiebedingt fand die Veranstaltung in diesem Jahr digital statt. Bei der digitalen bundesweiten Lernstatt konnten sich Schülerinnen und Schüler und auch Lehrerinnen und Lehrer virtuell vernetzen, die eigene Arbeit vorstellen, neue Impulse bekommen und spannende Workshops besuchen. Einige Impressionen gibt es auf der Homepage.

Warum lohnt sich die Teilnahme am Wettbewerb in NRW besonders?

Bei allen Fragen rund um die Bewerbung oder auch als Impulsgeber für Schulentwicklungsaufgaben stehen in Nordrhein-Westfalen zwei Regionalberater zur Verfügung.

Dank einer engen Kooperation mit dem Ministerium für Schule und Bildung, der Heinrich-Böll-Stiftung, der Akademie Klausenhof und der Regionalberatung von „Demokratisch Handeln“ in NRW lohnt sich die Teilnahme am Wettbewerb für Schulen aus Nordrhein-Westfalen ganz besonders. Alle Projekte, die eine Bewerbung einreichen, werden zu einer zweitägigen „Regionalen Lernstatt NRW“ eingeladen. Dort können die Schülerinnen und Schüler ihr Projekt vorstellen, sich austauschen, neue Impulse für ihre Projekte bekommen, aber auch einfach eine schöne gemeinsame Zeit miteinander verbringen und neue Kontakte knüpfen. Die regionale Lernstatt in NRW ist daher die ideale Plattform, um Schulen und Projekte miteinander zu vernetzen und voneinander zu lernen. Auf jeder Lernstatt gibt es Peer To Peer Workshops, moderierte Erfahrungsaustausche, aber auch genügend Freiraum, um sich kennenzulernen.

Alle Projekte erfahren durch eine Urkundenübergabe besondere Wertschätzung. Erfreulich ist ebenfalls, dass die Projekte stets von Vertreterinnen und Vertretern des Ministeriums für Schule und Bildung besucht werden. In den letzten Jahren war Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer regelmäßig zu Gast bei der Lernstatt.

Passt mein Projekt in den Wettbewerb?

Beim Wettbewerb gibt es fünf verschiedene Themenbereiche, sodass wirklich jedes Engagement von Schülerinnen und Schülern berücksichtigt wird: „Welt & Umwelt“, „Zusammenleben und Inklusion“, „Schule und Lernen“, „Geschichte und Erinnern“, „Kommune und Lokales“.

Ich möchte mit meiner Klasse gern am Wettbewerb teilnehmen: Was ist zu tun?

Die Ausschreibung für den diesjährigen Wettbewerb ist gestartet. Bewerben können Sie sich mit Ihren Projekten online über www.demokratisch-handeln.de. Bei Fragen rund um die Bewerbung wenden Sie sich gern an die beiden Regionalberater für Nordrhein-Westfalen.

Besonders willkommen sind auch Bewerbungen von Projektverbünden, die sich noch am Anfang des Prozesses befinden oder deren Projekte bisher noch nicht erfolgreich verlaufen sind. Sie erhalten hier besondere Unterstützung.

Projekte aus NRW Übersicht über die fünf Themenbereiche des Wettbewerbs „Demokratisch Handeln“ mit Projektbeispielen aus NRW

Seit 2019 gibt es die Arbeitsgemeinschaft „Napros“ an der Gesamtschule Schermbeck zwischen Niederrhein und Münsterland.  Während einer Projektwoche haben sich mehrere Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Thema „Naturschutz“ beschäftigt. Die Jugendlichen haben, auch über den eigentlichen Unterricht hinaus, Aktionen gestartet, welche die Schwerpunkte Natur, Umwelt und Klima in den Mittelpunkt stellen. Innerhalb der Projektwoche haben die Naturschützerinnen und Naturschützer einen natürlichen Lebensraum für bedrohte Tier- und Insektenarten erzeugt. Dafür mussten bestimmte Holzarten ordnungsgemäß entfernt werden. Aus diesen wurden dann z.B. Kerzenständer produziert und verkauft. Um weiter Geld für den Klimaschutz zu sammeln, haben die Jugendlichen bei einem Tag der offenen Tür der Schule erneut eine Aktion auf die Beine gestellt.

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Schülerinnen und Schüler der Georg-Müller-Schule in Bielefeld verfassen regelmäßig in Kooperation mit der JVA Herford die Gefangenenzeitung „POPSHOP“. Ziel der Zeitung ist es, den jugendlichen Gefangenen eine Stimme zu geben und sie so mehr in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken. Die Kooperation zwischen der Georg-Müller-Schule und der Jugendvollzugsanstalt Herford besteht bereits seit zwölf Jahren. Da die Gefangenenzeitung jedoch seit 2016 nicht mehr erschienen war, haben die Schülerinnen und Schüler erneut die Initiative ergriffen. Alle drei bis vier Wochen findet dafür eine Redaktionssitzung in der JVA statt.

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„Demokratie rockt – Peers Scouts in Aktion“ ist ein Angebot der politischen Jugendbildung und nähert sich musikalisch dem Thema Demokratiebildung. Das Team Jugendförderung der Stadt Selm arbeitet in Kooperation mit dem Förderzentrum Nord sowie dem BVB-Lernzentrum in Dortmund. Das Projekt richtet sich an Jugendliche ab der achten Klassenstufe. Es können sich jedes Jahr Schülerinnen und Schüler des Förderzentrums Nord als Peer-Scouts für ihre Schule bewerben. In einem viertägigen Coaching werden sie dann an die Themen „Demokratie“, „Extremismus“ und „Demokratie kreativ“ herangeführt. So entsteht ein Lied, das die Jugendlichen selbst schreiben und musikalisch umsetzen.

Nach der Ausbildung zum Peer-Scout sind die Jugendlichen eigenverantwortlich für die Planung, Vorbereitung und Umsetzung des „Demokratie-Parcours“ zuständig. Hier liegt der Fokus auf dem Grundgesetz und es wird über freie Meinungsäußerung, Berufs- und Reisefreiheit, Gleichstellung verschiedener Geschlechter und das Demonstrationsrecht diskutiert.

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Im Projekt „Kohlengräberland on(the)line – Spurensuche“ beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 10 sowie der Oberstufe der Erich-Fried-Gesamtschule Herne mit der Regionalgeschichte des Ruhrgebiets.

Unter dem Motto „Aktive Bürgerbeteiligung und digitales Erinnern gegen analoges Vergessen im Bochumer Norden und anderswo“ wurde Ende 2019 die Kozeption des Neuauftritts der Projekthomepage durch die Schülerinnen und Schüler des Projektkurses Q1 „Kohlengräberland“ umgesetzt. Auf der Website werden Beiträge zur Geschichte des Bochumer Nordens, Zeitzeugeninterviews sowie der lokalhistorische Stadtführer „Wegweiser“ angeboten. Die Projektteilnehmenden engagierten sich im Jahr 2020 gegen die Bebauung eines ehemaligen Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlagers und für die Errichtung einer Informations- und Gedenkstätte sowie für die Verlegung von Stolpersteinen.

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Finn Platthaus, Thure Zittau und Lukas Litzenberger besuchen das Conrad-von-Soest Gymnasium in Soest. Die Schule mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt hat eine engagierte Biologie-AG und vielfältige Projekte im Bereich Ökologie. Im Biologie-Projektkurs der Oberstufe haben teilnehmende Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit zu einer umfangreichen Projektarbeit.

Mit ihrem Projekt „Die Chancen von regenerativen Energieträgern“ waren die drei Schüler neben „Demokratisch Handeln“ auch beim Wettbewerb „Jugend forscht“ erfolgreich. Ihre Überlegungen und Analysen zu den Chancen regenerativer Energien in Soest, konnten sie auch im Ausschuss für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz der Stadt Soest vorstellen. Für Ihre Arbeit haben sie recherchiert, besichtigten Anlagen, führten Interviews, bauten eine Modell-Biogasanlage und starteten eine Umfrage in einem Ortsteil. Dabei traten sie mit Fachkräften, Bürgerinnen und Bürgern und politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern vor Ort in Kontakt. Wissenschaftliche Innovation wurde so sinnvoll mit demokratischem Handeln vor Ort verbunden.

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Text: Christoph Schlagenhof – Demokratisch Handeln