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Ein Schüler arbeitet unter Anleitung in einer Schulwerkstatt am BK Kleve

Den Weg in die Praxis erleichtern

Wie lassen sich Schülerinnen und Schüler erfolgreich auf dem Weg in die Praxis begleiten? Das BK Kleve stellt seine Ansätze vor.

[Schule NRW 07/08-23]

Um Jugendliche an Berufspraxis heranzuführen, sind Praktikumsstellen in Ausbildungsbetrieben wichtig und zielführend. Ergänzend können die überbetrieblichen Ausbildungsstätten der Kreishandwerkerschaften und der Berufskollegs mit ihren Werkstätten und ihrem qualifiziertem und erfahrenem Personal berufliche Praxiserfahrungen gut vermitteln.

Das Berufskolleg Kleve verfügt über eine Vielzahl schuleigener Praxisräume für den fachpraktischen Unterricht unterschiedlichster Fachbereiche und Berufe: Werkstätten für Holz, Farbe, Metall, KFZ-/Landmaschinen und Elektronik, Küchen, ein Gastronomie-Übungsrestaurant und einen Werkstattbereich für die Pflege.

Der Hauptstandort des Berufskollegs Kleve des Kreises Kleve beheimatet weiterhin neben den Unterrichtsräumen, diversen schulischen Werkstätten, Sporthallen und der Verwaltung auch einen großen Teil der überbetrieblichen Bildungsstätten der Kreishandwerkerschaft Kleve für viele Ausbildungsberufe der Kreishandwerkerschaft Wesel: Friseurinnen und Friseure, Malerinnen und Maler, Metallbauerinnen und Metallbauer, Anlagenmechanikerinnen und Anlagenmechaniker (Sanitär-Heizung-Klima), Tischlerinnen und Tischler sowie KFZ-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker.

Am Berufskolleg Kleve wird die Ausbildungsvorbereitung, Anlage A, in Vollzeitform fachbereichsübergreifend unterrichtet. Die Berufsfachschule 1 und Berufsfachschule 2 werden nach Fachbereichen differenziert angeboten und dort, wo es möglich ist, getrennt nach Berufsfeldern unterrichtet. Integraler Bestandteil des unterrichtlichen Alltags ist ein hoher Praxisanteil sowie die Durchführung eines Berufspraktikums. Dieses fand bisher in Blockform statt: 15 Werktage in drei Wochen. Bedingt durch die neuen Verwaltungsvorschriften „Pointierung und Ausweitung der Praktika“ innerhalb der Anlage B der APO-BK NRW wird sich dies auf 30 Werktage verdoppeln. In den Klassen der Berufsfachschule 1 und in der Berufsfachschule 2, innerhalb der Abteilung Technik, finden in der Regel zwölf Unterrichtsstunden in den Werkstätten statt. Die Unterrichtsinhalte in den berufsspezifischen Unterrichtsfächern in den Werkstätten sind orientiert an berufstypischen Aufträgen bzw. Handlungsabläufen. Diese bilden jedoch nur einen marginalen, teilweise idealtypischen Einblick in den beruflichen Alltag.

Ergänzt wird der fachpraktische Unterricht mit drei bis vier theoretischen Unterrichtsstunden in den jeweiligen berufsspezifischen Unterrichtsfächern. Dadurch erwerben die Jugendlichen eine berufliche Grundbildung und bauen eine berufliche Handlungskompetenz auf. Auf diese Weise werden die Schülerinnen und Schüler gezielt auf ein Praktikum oder eine mögliche Ausbildung im jeweiligen Fachbereich bzw. Berufsfeld vorbereitet, bisher ergänzt durch ein Praktikum zur Berufsorientierung.

Durch die Neuordnung der Praktika innerhalb der Anlage B ändert sich auch die betriebliche Erfahrung innerhalb des Praktikums. Der Schwerpunkt liegt nun darauf, einen Einblick in den Berufsalltag und den Alltag eines Auszubildenden zu erhalten, um gegebenenfalls aus dem Praktikum heraus eine Ausbildungsstelle zu gewinnen.

Die entsprechenden Lehrerinnen und Lehrer, vor allem im Theorieunterricht, sind in der Regel sowohl in Bildungsgängen der Berufsschule (Anlage A der APO-BK) als auch in Bildungsgängen der Vollzeitbildungsgänge (Anlage B und C der APO-BK) eingesetzt. Dies bringt für die Jugendlichen einen großen Vorteil mit sich: Die Kontakte zu den Ausbildungsbetrieben, den Innungen und den Meisterinnen und Meistern der überbetrieblichen Werkstätten bzw. Ausbildungsbetrieben werden im Rahmen der gemeinsamen „Dualen Ausbildung“ (Betrieb und Berufsschule) permanent gepflegt. Darüber sind die Kolleginnen und Kollegen mit beruflicher Fachrichtung in der Regel als ehrenamtliche Mitglieder Teil der Prüfungsausschüsse der Handwerkskammern und der Industrie- und Handelskammern. So stehen sie im dauerhaftem Kontakt zu den Ausbildungsverantwortlichen in den Ausbildungsbetrieben, können die Wünsche und Erwartungen der Ausbildungsbetriebe gut einschätzen und an die Jugendlichen weitergeben. Dadurch, dass sich die Verantwortlichen für die Praktikantinnen und Praktikanten sowie für die Auszubildenden kennen und den Lehrkräften die Tätigkeitsfelder der Betriebe ebenfalls bekannt sind, können den Schülerinnen und Schülern bei ihrer Praktikumsstellensuche die direkte Ansprechperson bzw. passende Ausbildungsbetrieben vermittelt werden.

Seit dem Jahr 2022 findet am Berufskolleg Kleve einmal jährlich ein Tag der Berufsausbildung mit dem Namen „Meet.Work.Match!“ statt. Ziel dieses Tages ist die Vermittlung und Gewinnung von potenziellen Auszubildenden und die dadurch resultierende Minimierung des Fachkräftemangels. Es handelt sich hierbei nicht um eine klassische Ausbildungsmesse, sondern um einen Tag, an dem sich die Jugendlichen gezielt und strukturiert durch ein digitales Buchungssystem im Ein-Stunden-Takt mit Betrieben in so genannten „Beruferäumen“ verabreden. Ein angebotener Workshop eröffnet das Treffen und erleichtert die Kontaktaufnahme. Neben der Vorstellung potenzieller Ausbildungsbetriebe mit Informationsmaterial und dem Kennenlernen möglicher Berufe und Berufsfelder haben die Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit, sich mit den Ausbildungsverantwortlichen zu einem weiteren Vorstellungstermin zu verabreden oder gleich ein Praktikum zu vereinbaren, das dann idealerweise in ein Ausbildungsverhältnis münden kann.

Auf der Webseite der Schule hat man in den letzten Jahren in einer „Online-Ausbildungs- und Stellenbörse“ eine Möglichkeit geschaffen, schnell und unkompliziert Praktikums- und mögliche Ausbildungsplätze zu finden. Außerdem können Schülerinnen und Schüler dort auch während der Unterrichtszeit Betriebe oder Ansprechpartner recherchieren, so dass sie sich auf einen freien Praktikumsplatz oder eine freie Ausbildungsstelle bewerben können. Es hat sich eingespielt, dass interessierte Betriebe ihre freien Stellen der Schule übermitteln und diese kostenlos von der Schule in die Datenbank eingepflegt werden.

Bei allen genannten Aspekten der Beruflichen Orientierung spielen die BO-Beauftragten, die Beratungslehrkräfte und die Mitarbeitenden der Schulsozialarbeit eine wichtige Rolle. Die Schülerinnen und Schüler ohne eigene Perspektive oder solche, die Probleme haben, eine passende Stelle zu finden, können hier eine Reihe von Ansprechpersonen oder auch weitere Hilfsnetzwerke finden.

Als letzter Baustein für eine erfolgreiche Berufsvorbereitung soll die Kooperation des Berufskollegs mit der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter angeführt werden. Durch diesen Partner in der Beruflichen Orientierung finden nicht nur regelmäßige Berufsberatungen in unserem Hause statt, sondern es werden zudem regelmäßig Einzelsprechstunden für unsere Schülerinnen und Schüler angeboten.

 

Autor: Peter A. Wolters, Schulleiter des BK Kleve

Das BK Kleve

Das BK Kleve mit rund 4.600 Schülerinnen und Schülern in 66 Bildungsgängen das größte Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen. Gemäß dem Leitsatz "Unsere Vielfalt - Ihre Chance" bietet es als Bündelberufskolleg neben dem Hauptstandort Kleve noch die Schulorte Goch und Riswick an. Neben den 220 Lehrkräften sind noch fünf Verwaltungsmitarbeiterinnen, fünf Schulsozialarbeitende und fünf Hausmeister am BK Kleve beschäftigt.

Junge Menschen können am BK Kleve den Weg in ihre berufliche Zukunft einschlagen - egal ob in der dualen Ausbildung, bei der Verbesserung des Schulabschlusses, beim Abitur oder bei der beruflichen Fort- und Weiterbildung. Sie haben die Wahl zwischen den sechs Abteilungen Wirtschaft und Verwaltung, Technik, Sozialwesen, Gesundheit und Ernährung, Basis-u. Ausbildungsvorbereitung sowie Agrarwirtschaft.

Weitere Informationen unter: https://www.berufskolleg-kleve.de/

Erläuterung der Fachbegriffe

  • Berufsfachschule 1 - einjährige Berufsfachschule
  • Berufsfachschule 2 - zweijährige Berufsfachschule
  • APO-BK NRW - Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs (Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg - APO-BK); die APO – BK ist in 5 Bereiche (Anlage A – E untergliedert)
  • Anlage A der APO-BK - Bildungsgänge der Berufsschule
    • Anlage A(V) der APO-BK – Ausbildungsvorbereitung (Unterabschnitt der Anlage A APO-BK)
  • Anlage B der APO-BK - Bildungsgänge, die zu einem Berufsabschluss nach Landesrecht und zum Mittleren Schulabschluss (Fachoberschulreife) oder zu beruflichen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten und Abschlüssen der Sekundarstufe I führen
  • Anlage C der APO-BK - Bildungsgänge, die zu einem Berufsabschluss nach Landesrecht und zur Fachhochschulreife oder zu beruflichen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten und zur Fachhochschulreife führen