
Filmtipp von FILM+SCHULE NRW: Die Unsichtbaren – Wir wollen leben
Untergetaucht und doch vor aller Augen: Der Filmtipp von FILM+SCHULE NRW erzählt, wie verfolgte Jüdinnen und Juden während des Holocaust in Berlin untertauchten und so überlebten.
[Schule NRW 04-25]
19. Juni 1943: Reichspropagandaminister Joseph Goebbels erklärt Berlin, die Hauptstadt des „Großdeutschen Reiches“, für „judenfrei“. Die menschenverachtende Rassenideologie und Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten kostete bis Ende des Zweiten Weltkriegs fast sechs Millionen Jüdinnen und Juden das Leben. Zu Tausenden wurden sie auch aus Berlin zu Zwangsarbeit verpflichtet oder vertrieben und im weiteren Verlauf des Holocaust in Vernichtungslager deportiert und dort ermordet. Um der drohenden Deportation zu entgehen, tauchten einige Verfolgte unter und lebten in der Großstadt vor aller Augen, aber dennoch unerkannt und unentdeckt weiter. Der Film „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“ erzählt ihre Geschichte.
Im Mittelpunkt des Doku-Dramas stehen die Schicksale von vier Jüdinnen und Juden, die den Krieg und den Holocaust in Berlin überlebten. Cioma Schönhaus berichtet im Film von seinem gefährlichen Leben als Passfälscher und der schwierigen Suche nach einem sicheren Unterschlupf. Ruth Gumpel versteckte sich lange Zeit getrennt von ihrer Familie und erzählt von ihrer Anstellung bei einem NS-Offizier, bei dem sie hochrangigen Nationalsozialisten Wein und Essen servieren musste. Der damals 16-jährige Eugen Friede wurde von seiner jüdischen Mutter und seinem deutschen Stiefvater abwechselnd bei Freunden und Verwandten versteckt. Hanni Lévy nahm während ihrer Zeit als Untergetauchte eine neue Identität an und ließ sich die Haare blond färben, um sich als Deutsche auszugeben.
Regisseur Claus Räfle gestaltet das dokumentarische Drama mit einer ungewöhnlichen, vielschichtigen und kreativen Montage aus Zeitzeugeninterviews, nachgestellten Szenen und Archivmaterial. Besonders hervorzuheben sind die gelungenen Darstellungsleistungen der jungen Schauspieler:innen, die die Zeitzeug:innen in den Reenactment-Szenen verkörpern und den geschilderten Erlebnissen eine große Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit verleihen. Geschickt verwoben mit den Interviewsequenzen der Zeitzeug:innen entsteht ein eindrucksvolles und sehr berührendes Filmwerk, das die Erinnerung an die Verbrechen und die Schreckensherrschaft der Nazis, aber auch an die Widerstandskämpfer:innen und Helfer:innen, deren Menschlichkeit und Mut vielen Jüdinnen und Juden das Leben rettete, wach hält.
Der Film „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“ wird im Rahmen des Labels „Ausgezeichnet!“ von FILM+SCHULE NRW für den Einsatz in den Fächern Geschichte, Politik und Deutsch empfohlen. Er ist für den Einsatz ab der Jahrgangsstufe 10 geeignet. Lehrkräfte aus NRW können den Film als Download und Stream kostenlos über die Bildungsmediathek NRW abrufen.
Für die Arbeit im Unterricht hat FILM+SCHULE NRW ein Arbeitsblattset entwickelt, das als PDF oder Word-Datei auf der Webseite von FILM+SCHULE NRW heruntergeladen werden kann.
Weitere Informationen unter: https://www.filmundschule.nrw.de/ausgezeichnet/die-unsichtbaren.