
Filmtipp von FILM+SCHULE NRW: „Schon gehört?“
Wenn nicht miteinander, sondern übereinander geredet wird: Der Filmtipp von FILM+SCHULE NRW zeigt im Stil eines Puppentheaters, wie Gerüchte entstehen und sich ausgrenzende und sogar diskriminierende Dynamiken entwickeln.
[Schule NRW 10-25]
Ein Flamingo steht allein an einem See und schläft tief und fest. Als ein Storch an dem Flamingo vorbeifliegt, grüßt er diesen freundlich, erhält aber keine Antwort. Dass der Flamingo schläft und aus diesem Grund nicht auf ihn reagiert, bemerkt der Storch überhaupt nicht. Stattdessen ist er beleidigt und stellt die Behauptung auf, dass der Flamingo sich wohl zu fein dafür sei, mit ihm zu reden. Er geht in seiner Verärgerung sogar so weit, dem anderen Vogel Eigenschaften anzudichten, die frei erfunden sind.
Nach und nach finden sich weitere Vögel am Schauplatz des Geschehens ein. Auch sie grüßen zunächst freundlich und wundern sich über die ausbleibende Reaktion des pink gefiederten Artgenossen. Der Storch bringt seine Meinung über den Flamingo unter ihnen in Umlauf. Die anderen Vögel schließen sich ihm an und erfinden noch weitere Geschichten hinzu. So wird aus dem friedlich schlafenden Vogel vor den geistigen Augen der Umstehenden Schritt für Schritt ein bedrohliches, feuerspeiendes Monster mit Zähnen aus Perlen, einem silbernen Bart, wilden Hörnern und einem Herz aus Stein. Verängstigt nehmen schließlich alle Vögel Reißaus.
Der Kurzfilm „Schon gehört?“ basiert auf einem Bilderbuch von Christine Schwarz und Martin Baltscheit aus dem Jahr 2014. Regisseur Sören Wendt orientiert sich in seiner filmischen Umsetzung eng an der Buchvorlage und greift stilistisch für seine Animationen auch die Zeichnungen und das Design des Bilderbuchs auf. Die Szenerie weist die Gestaltung eines klassischen Puppentheater-Settings auf. Mit Öffnen des Vorhangs entfaltet sich den Zuschauerinnen und Zuschauern eine reduziert gestaltete Landschaft in 2D-Optik mit klarer Formsprache. Die Vögel sind als Stabfiguren gehalten. Ohne Schnitte und mit rein instrumentaler Hintergrundmusik wird die Geschichte von einer Erzählerstimme vorgetragen – eine in sich sehr stimmige und kindgerechte Animation.
Inhaltlich lassen sich mit dem Kurzfilm bereits mit Schülerinnen und Schülern im Grundschulalter die Themenfelder „Entstehung und Verstetigung von Gerüchten und Vorurteilen“, „Gruppendynamiken“ sowie „Diskriminierung“ und „Ausgrenzung“ erarbeiten. Es bietet sich zudem an, den Film im Fachunterricht mit älteren Schülerinnen und Schülern als Einstieg in Unterrichtsreihen zu komplexen gesellschaftlichen Phänomenen wie z. B. Rassismus oder Antisemitismus zu nutzen.
Der Film „Schon gehört?“ wird im Rahmen des Labels „Ausgezeichnet!“ von FILM+SCHULE NRW vor allem für den Einsatz im Fach Deutsch ab der ersten Klasse empfohlen. Lehrkräfte aus NRW können den Film als Download und Stream kostenlos über die Bildungsmediathek NRW abrufen.
Weitere Informationen unter: https://www.filmundschule.nrw.de/ausgezeichnet/schon-gehoert.