
Gewaltprävention: Kooperation von Polizei und Schule wird ausgebaut
Innenminister Herbert Reul und Schulministerin Dorothee Feller stellen neues Präventionskonzept gegen Gewalt an Schulen vor
Das Ministerium des Innern und das Ministerium für Schule und Bildung teilen mit:
Unterricht für einen gewaltfreien Schulalltag, Deeskalationstrainings für schulisches Personal, Gespräche mit Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten auf den Schulhöfen: Die Schulen in Nordrhein-Westfalen gehen künftig zusammen mit der nordrhein-westfälischen Polizei neue Wege, um Schülerinnen und Schülern aufzuzeigen, wie wichtig ein respektvolles Miteinander ist. Gemeinsam mit dem Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen hat das nordrhein-westfälische Schulministerium eine weitere Konzeption erarbeitet, die Gewalt vorbeugen, Vertrauen in die Polizei stärken und Lehrkräften Sicherheit beim Umgang mit Aggressionen und Auseinandersetzungen geben soll. Schulministerin Dorothee Feller und Innenminister Herbert Reul stellten die Kooperation am Dienstag, 23. September 2025, in der Gesamtschule an der Stettiner Straße in Düsseldorf vor.
Die Konzeption trägt den Namen „miteinander.stark.sicher – gemeinsam für eine gewaltfreie Schule“.
Innenminister Herbert Reul: „Wir sehen bei der Kinder- und Jugendkriminalität Entwicklungen, die uns besorgen. Immer mehr junge Menschen neigen zu Gewalt. Die Polizei auf Schulhöfen und im Unterricht soll mehr Sensibilität für das Thema schaffen. Wir müssen frühzeitig ansetzen, um Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wie sie Konflikte gewaltfrei lösen können. Nur so erreichen wir die nötige Wende in der Kinder- und Jugendkriminalität.“
Schulministerin Dorothee Feller: „Schule ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft – wir sind deshalb alle gefordert, uns mit dem Thema Gewalt auseinanderzusetzen. Da dies ein soziales Problem ist, gibt es eben auch an den Schulen Vorfälle und Aggressionen, mit denen Lehrkräfte konfrontiert sind. Wir haben in den vergangenen Monaten schon viele Maßnahmen in die Wege geleitet. Und wir müssen diesen Vorfällen mit gebündelten Kräften begegnen. Die Kooperation mit dem Innenministerium ist etwas gänzlich Neues. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die vertrauensbildende Anwesenheit der Polizei an unseren Schulen, die Deeskalationstrainings und auch der intensive Dialog der Beamtinnen und Beamten mit allen am Schulleben Beteiligten dem Klima an unseren Schulen sehr zuträglich sein werden.“
Die Konzeption ist unterteilt in drei Säulen: Säule 1 umfasst die Unterstützung des Schulpersonals bei Fragen der Vorsorge, des Umgangs mit Gewalt sowie der Nachsorge (Deeskalationstrainings). Säule 2 beinhaltet die Unterrichtseinheiten, Säule 3 die Schulhofgespräche. Zehn Kreispolizeibehörden in Bielefeld, Bochum, Düsseldorf, Duisburg, Köln, Mönchengladbach, Olpe, Rhein-Erft-Kreis, Steinfurt und Unna werden die verstärkte Polizeipräsenz Ende des Jahres an 20 Schulen in ihrem Zuständigkeitsbereich starten und damit eine einjährige Pilotphase einläuten.
Lehrkräfte lernen Techniken, um Konflikte zu entschärfen
Die Einführung in das Deeskalationstraining, das Lehrerinnen und Lehrer dabei unterstützen soll, Konfliktsituationen wirksam begegnen zu können, hat das Präventionsnetzwerk #sicherimDienst entwickelt, welches sich landesweit und ministeriumsübergreifend für mehr Sicherheit im öffentlichen Dienst einsetzt. Das Training hilft dabei, verschiedene Gewaltformen zu erkennen, unter Einfluss von Stress ruhig zu kommunizieren und Techniken zur Konfliktvermeidung und Konfliktentschärfung anwenden zu können. Zur Einführung wird eine digitale Auftaktveranstaltung für Lehrkräfte zum Umgang mit Gewalt stattfinden. Zudem hat #sicherimDienst kompakte Info-Taschenkarten mit Sicherheitsempfehlungen erstellt, welche dem Lehrpersonal handlich und gut verstaubar Hilfestellungen in unterschiedlichen Situationen geben sollen – beispielsweise bei einem Krisenfall in der Schule, einer Gefährdungsbeurteilung oder bei der Begutachtung von Inhalten in sozialen Medien.
Kripo in den Schulstunden – Unterricht für ein respektvolles Miteinander
Unterrichtseinheiten für ein respektvolles und gewaltfreies Miteinander sind Kernelement der zweiten Säule. Auf der Basis pädagogischer und kriminalpolizeilicher Expertise entstand ein Lehrkonzept, das uniformierte Polizei- und zivile Kripobeamte unter Leitung einer Lehrerin oder eines Lehrers vermitteln werden. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche aus der siebten Jahrgangsstufe, da Kriminalitätsstatistiken klar zum Ausdruck bringen, dass Gewalttaten in der Regel ab einem späteren Alter verübt werden. Ein Schwerpunktthema dieser Unterrichtseinheiten sind auch zunehmende Gewaltattacken mit Messern.
Pausengespräche mit der Polizei
Im Rahmen der Schulhofgespräche – Kerninhalt der dritten Säule – zeigen uniformierte Polizeivollzugsbeamte der örtlichen Kreispolizeibehörde in Pausenzeiten Präsenz an Schulen. Die Gespräche dienen keiner Kontrolle, sondern dem Aufbau und der Stärkung von Vertrauen der Schülerinnen und Schüler in die Polizei. Es geht darum, miteinander ins Gespräch zu kommen.
„Die Schulhofgespräche sind eine Einladung an die Schülerinnen und Schüler zu einem offenen Austausch. Die Polizei zeigt: Wir sind da, wir sind ansprechbar, wir hören zu. Die Gespräche schaffen Vertrauen und das ist genau das, was wir wollen“, sagt Innenminister Herbert Reul zur dritten Säule.
„Mit den drei Maßnahmen, die ineinandergreifen und sich gegenseitig verstärken, legen wir die Grundlage für eine erfolgreiche Gewaltprävention und senden ein deutliches Signal, dass Gewalt an Schulen nichts zu suchen hat. Schule muss ein Ort sein, an dem sich alle am Schulleben Beteiligten sicher fühlen können – und genau das wollen wir mit unserer neuen ministeriumsübergreifenden Zusammenarbeit erreichen“, betont Ministerin Feller.
Weiterer Hintergrund
Schulen in Nordrhein-Westfalen treten Gewalt bereits seit Jahren mit vielen Mitteln entgegen. Zum breit gefächerten Unterstützungsangebot des Schulministeriums gehört dabei der Notfallordner „Hinsehen und Handeln“ inklusive seines Handbuches zur Krisenprävention. Zudem haben nordrhein-westfälische Schulen auf der Basis eines Handlungsleitfadens des Schulministeriums neue Schutzkonzepte zur Gewaltprävention erarbeitet oder befinden sich im Bearbeitungsprozess.
Das Schulministerium hat zudem im vergangenen Jahr eine große digitale Veranstaltung zum Thema Gewalt organisiert und beantwortet auf seiner Internetseite, im Bildungsportal, ausführlich Fragen zu diesem Themenkomplex, Informationen dazu finden Sie hier.
Weitere Hintergründe zum Umgang mit dem Gesamtthemenkomplex Gewalt jeglicher Art und zu Informationsveranstaltungen des Schulministeriums finden Sie hier. Auch hat das Schulministerium einen Leitfaden zum Umgang mit Gewaltvorfällen gegen Beschäftigte an die nordrhein-westfälischen Schulen verschickt, nähere Informationen dazu finden Sie hier.
Bei Bürgeranfragen wenden Sie sich bitte an: Telefon 0211 871 01.
Bei journalistischen Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums des Innern, Telefon 0211 871 1111 sowie an die Pressestelle des Ministeriums für Schule und Bildung, Telefon 0211 5867-3505.
Dieser Pressetext ist auch verfügbar unter www.land.nrw