Von „Fürst Stochastikus“ bis zu „Telli“
Schulministerin Feller präsentiert zentrale Schritte für die Nutzung von KI an nordrhein-westfälischen Schulen: erste Ergebnisse des Forschungsprojekts KIMADU, Chatbot-Start, sinnvolle Entlastungen für Schulleitungen und Lehrkräfte
Das Ministerium für Schule und Bildung teilt mit:
In nordrhein-westfälischen Klassenräumen tauchen neuerdings „Agenten“ auf. Konkret heißen sie „Didaktische KI-Agenten“ – und sie helfen Schülerinnen und Schülern als moderne Lernpartner. Sie fördern das Verstehen mathematischer Aufgaben, geben sprachliche Tipps, verraten Argumentationsstrategien für Diskussionen oder zeigen, wie sich Gedichte interpretieren lassen. Da gibt es beispielsweise den „Schokoproblem-Helfer“, den „Fürst Stochastikus“, einen Grammatikcoach und einen Bewerbungscoach. All diese „KI-Agenten“ sind – von den Schülerinnen und Schülern entscheidend mitentwickelt – im Forschungsprojekt KIMADU (Künstliche Intelligenz im Mathematik- und Deutschunterricht) entstanden, das Lehrerinnen und Lehrer bei der Arbeit mit Künstlicher Intelligenz im Mathematik- und Deutschunterricht unterstützt. Die bisherigen Vorzeigebeispiele des Projekts, die ab jetzt allen Schulen in Nordrhein-Westfalen zugänglich gemacht und auch bundesweit verbreitet werden, stellte Schulministerin Dorothee Feller am Freitag, 5. Dezember 2025, mit Mathematik-Didaktiker Professor Dr. Ingo Witzke von der Universität Siegen, die KIMADU wissenschaftlich evaluiert, vor.
Kurz vor dem Jahreswechsel startet das Schulministerium eine KI-Offensive, um die nordrhein-westfälischen Schulen, von denen sich viele bereits intensiv mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen, noch stärker auf dem Weg in die digitale Zukunft zu begleiten. So sind neben der Veröffentlichung von Best-Practice-Beispielen des KIMADU-Forschungsprojekts seit dieser Woche die Berufskollegs des Bundeslandes mit dem KI-Chatbot „Telli“ ausgestattet, der Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bietet, in einfacher Weise auf zahlreiche aktuelle Large Language Models (LLM) wie zum Beispiel GPT-5 zuzugreifen, also auf KI-Sprachmodelle zur Texterstellung. Telli wird nach und nach in die Fläche auf die weiteren Schulen in Nordrhein-Westfalen ausgerollt.
Zudem berichtete die Ministerin, dass die Fortbildungen im Rahmen der KI-Skilling-Initiative, mit der das Schulministerium Lehrkräfte bei der KI-Anwendung unterstützt, erfolgreich angelaufen sind. „Künstliche Intelligenz ist längst ein fester Begleiter unserer Schulen. Sie erweitert die Möglichkeiten für Lehrkräfte, die Unterrichtsinhalte auf ganz andere Weise zu vermitteln, und macht es den Schülerinnen und Schülern viel leichter, diese Inhalte zu verstehen und nach ihren persönlichen Interessen und Fähigkeiten zu lernen. Das Land fördert diese Möglichkeiten mit großem Einsatz und legt nun mit diesem Paket von Maßnahmen nach“, betonte Ministerin Feller.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten für die „KI-Agenten“
Bei der Entwicklung von „KI-Agenten“ im Rahmen von KIMADU steht die Universität Siegen eng an der Seite der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer. Unter der Leitung der Wissenschaftler Professor Dr. Ingo Witzke und Professor Dr. Torsten Steinhoff (Germanistik-Didaktiker) erhalten die Lehrkräfte Schulungen für einen didaktisch klugen und durchdachten Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Bei Schulbesuchen stellt die Universität sowohl den digitalen Entwicklungsstand als auch die Bedarfe der Schulen fest. Darüber hinaus gibt es unter anderem Unterstützungsformate wie zum Beispiel zehn eintägige Fachtage in Präsenz. Darin bietet die Universität wissenschaftliche Vorträge und praxisnahe Workshops zu ausgewählten fachlichen Themenstellungen an.
Für die Unterstützung im Unterricht kann die KI unterschiedliche Rollen wahrnehmen:
- Ghostwriter: Schülerinnen und Schüler übernehmen oder überarbeiten die Antworten der KI.
- Lern-Tutor: Die KI gibt Feedback zu den Lösungen der Schülerinnen und Schüler und berät beim Lernprozess.
- Lern-Partner: Die KI arbeitet als gleichwertiger Partner an der Erstellung eines Produkts oder der Lösung einer Aufgabe mit. Diese Rolle ermöglicht kreative Aktivitäten und erfordert ein hohes Maß an Steuerung des eigenen Lernprozesses. Als Lern-Partner kann die Künstliche Intelligenz beispielsweise dabei helfen, Kurven zu diskutieren oder literarische Figuren zu simulieren. Sie kann auch Meinungen in Diskussionen vertreten und damit den Kindern und Jugendlichen bei der Formulierung überzeugender Argumente helfen.
Die ersten erprobten und bewährten Beispiele sind seit heute für alle Schulen zugänglich. Lehrkräfte können die Agenten nutzen und selbst weiterentwickeln. „Wir laden alle Schulen in Nordrhein-Westfalen ein, von den bisherigen Erfahrungen im KIMADU-Projekt zu profitieren“, sagt Ministerin Feller, „deshalb bildet die Veröffentlichung im Internet auch keinen finalen Arbeitsstand ab. Lehrkräfte können die KI-Agenten jederzeit an die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler anpassen. Das Ganze ist ein laufender Prozess – weitere KIMADU-Beispiele werden nach und nach publiziert. Für das Schulministerium ist klar: Wir sind an vielen Stellen aktiv, gehen mit Maßnahmen aber immer erst dann an die Öffentlichkeit, wenn deren Wirksamkeit für den Unterricht und die Schulen sicher ist.“
„Mit den ersten KIMADU-Materialien liegt nun sichtbar vor, was in enger Entwicklungsarbeit mit Lehrkräften aus Deutsch und Mathematik entstanden ist: praxisnahe Impulse für einen reflektierten und lernwirksamen Unterricht mit KI“, ergänzt Professor Dr. Witzke.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt KIMADU finden Sie hier.
„Telli“ als geschützter Raum für den Dialog mit der KI
Die KIMADU-Beispiele spielen auch eine Rolle bei der Verbreitung des KI-Chatbots „Telli“: Über die länderübergreifend erstellte KI-Plattform werden die Exempel ebenfalls geteilt. Mit dem Chatbot, den neben Nordrhein-Westfalen aktuell zahlreiche weitere Länder in den Unterricht integrieren oder bereits integriert haben, erhalten alle Schulen einen kostenfreien und datenschutzkonformen Zugang zu KI für den Einsatz im Unterricht. Lehrkräfte können sich über den sicheren Anmeldedienst VIDIS einloggen und ihren Schülerinnen und Schülern spannenden Unterrichtsstoff mit verschiedenen LLM vermitteln. „Künstliche Intelligenz verändert unsere Welt in rasantem Tempo. Sie prägt, wie wir arbeiten und lernen, wie wir kommunizieren und denken. Schülerinnen und Schüler müssen lernen, sicher und verantwortungsvoll mit KI-Technologien umzugehen, um auf die Anforderungen einer digitalen Welt vorbereitet zu sein. Dafür brauchen sie Orientierung, Kompetenz – und Räume, in denen sie KI verantwortungsvoll erproben können“, sagte Ministerin Feller, „mit ‚Telli‘ schaffen wir einen geschützten Rahmen, in dem genau das möglich ist – begleitet durch die Lehrkräfte.“
„Telli“ bietet Funktionen, die über einen bloßen Chat mit einem LLM hinausgehen. Lehrkräfte können zum Beispiel fiktive Dialogpartner und Lernszenarien spezifisch für ihren Unterricht anlegen. Diese lassen sich ganz einfach über einen QR-Code oder Link mit Schülerinnen und Schülern teilen. An der Schaffung und Weiterentwicklung des Chatbots beteiligen sich alle Bundesländer: „Telli“ ist ein Teilprojekt des länderübergreifenden Vorhabens AIS (Adaptives Intelligentes System) im Rahmen des DigitalPakt Schule und wird seit November 2024 als Open-Source-Lösung entwickelt, kontinuierlich um neue Funktionen erweitert und auf einen pädagogischen Einsatz hin optimiert. Weitere Informationen zu „Telli“ finden Sie hier.
Mehr Freiräume für Schulleitungen und Lehrkräfte
Eine wichtige Funktion wird KI auch bei der Entlastung von Schulleitungen und Lehrkräften erhalten. Ministerin Feller hat dazu kürzlich eine Initiative gestartet. Generative KI wie „Telli“ kann Schulleitungen auf vielfältige Art und Weise bei ihrer Arbeit unterstützen.
Folgende Beispiele zeigen Entlastungsmöglichkeiten durch Künstliche Intelligenz auf:
- Elternbriefe lassen sich auch in Fremdsprachen oder in einfacher Sprache aus Stichpunkten formulieren.
- Anhand von Dokumenten und Stichpunkten können Entwürfe für Präsentationen für Lehrerkonferenzen erstellt werden.
- Es besteht die Möglichkeit, Protokolle anhand der Tagesordnung und knapper Stichpunkte automatisiert schreiben und in ein vorgefertigtes Raster einfügen zu lassen, sofern keine personenbezogenen oder anderweitig schutzbedürftige Daten verarbeitet werden.
- Durch die Bereitstellung von „Rohbots“ für die Schulen, die für formale, rechtliche und prüfende Aufgaben oder die Konzeptentwicklung geeignet sind, sowie entsprechende Materialpakete können Schulen bei ihren Konzeptentwicklungsaufgaben unterstützt werden. Das gilt zum Beispiel für das Schulprogramm, schulinterne Curricula oder das Medienkonzept einer Schule.
Umfassende Fortbildungen des schulischen Personals
Um die Lehrerinnen und Lehrer bei der Anwendung von KI zu unterstützen, hat das Schulministerium darüber hinaus die landesweite KI-Skilling-Initiative ins Leben gerufen. Ziel ist es, die rund 200.000 Lehrkräfte im Land darin zu unterstützen, Lernprozesse mit KI-gestützten Impulsen weiterzuentwickeln, Unterricht personalisierter zu gestalten und Kinder und Jugendliche individueller zu fördern. Dafür stehen kostenfreie digitale Angebote bereit, die flexibel nutzbar sind. Bislang gab es sechs Schulungen mit etwa 3000 Teilnehmenden. Auch Schulungsangebote für Schulleitungen werden nun sukzessive hinzugefügt.
Bei Bürgeranfragen wenden Sie sich bitte an: Telefon 0211 5867 40.
Bei journalistischen Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Schule und Bildung, Telefon 0211 5867 3505.
Dieser Pressetext ist auch verfügbar unter www.land.nrw
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