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Eine Lehrerin beugt sich im Unterricht helfend über einen Schüler.

Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und klare Schwerpunktsetzungen

Ministerium für Schulen und Bildung unternimmt erste Schritte zur Stärkung der Basiskompetenzen in der Primarstufe

Ausgangslage und Zielsetzung

Laut IQB-Studie erfüllt rund ein Viertel der Grundschülerinnen und Grundschüler in Nordrhein-Westfalen die Mindestvoraussetzungen im Lesen, Schreiben, Rechnen, Zuhören und in der emotional-sozialen Entwicklung nicht. Laut IGLU-Studie kann bundesweit nahezu jedes vierte Grundschulkind der 4. Klasse nicht richtig lesen.

Das Ministerium für Schule und Bildung setzt gezielte Schwerpunkte, um die Basiskompetenzen der Grundschülerinnen und Grundschüler Schritt für Schritt zu fördern. Ziele der Landesregierung auf Basis der Ergebnisse der aktuellen Bildungsstudien (IQB, IGLU) sind:

  • die Stärkung und Absicherung der Basiskompetenzen „Lesen, Schreiben und Rechnen“ insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit geringer Ausprägung der Basiskompetenzen,
  • die Verbesserung der Unterrichtsqualität durch die Fokussierung auf wirksame, wissenschaftsbasierte Maßnahmen und Unterrichtsmaterialien für alle Schülerinnen und Schüler und
  • ebenso die Schülerinnen und Schülern mit besonders guten Lernergebnissen („Leistungsspitze“) im Blick zu halten.

Die bestmögliche Förderung in der Grundschule erfordert dabei eine ganzheitliche und vielfältige Herangehensweise, die auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes abgestimmt ist.

Auf der Basis aktueller fachwissenschaftlicher und -didaktischer Erkenntnisse werden den Schulen Handlungsempfehlungen und konkrete Materialien mit dem Ziel der Stärkung der Basiskompetenzen zur Verfügung gestellt. Die Erkenntnisse der Bildungsforschung sollen gezielt für den Unterricht genutzt werden. Viele Materialen gibt es bereits, weitere werden derzeit erarbeitet. Das Ministerium für Schule und Bildung will mit klaren Empfehlungen den Schulen einen Weg durch das vielfältige Angebot weisen und die Schulen unterstützen.

Die wissenschaftlich fundierten und wirksamen Unterstützungsmaterialen für den Schwerpunkt „Lesen“ ab dem neuen Schuljahr wird das Ministerium den Schulen Mitte Juni im Rahmen einer digitalen Großveranstaltung vorstellen. Weitere Veranstaltungen für Lehrkräfte, Moderatorinnen und Moderatoren, Schulleitungen, die Schulaufsicht haben bereits stattgefunden; weitere werden folgen.

Diese ersten Maßnahmen werden in den kommenden Monaten sukzessive konkretisiert, erweitert und vertieft. Ziel ist es, Lehrerinnen und Lehrer dabei zu unterstützen, bereits vorhandene und neue Werkzeuge zielgerichtet und wirkungsvoll einzusetzen. Dabei sind Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und klare Schwerpunktsetzungen leitend.

  • Mit der Einführung einer verbindlichen Lesezeit – Kurzformel 3 x 20 Minuten pro Woche - wird an den Grundschulen im Rahmen der bestehenden Stundentafel ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Lesekompetenz unternommen. Ziel ist es, Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Regelmäßigkeit in der Leseförderung sicherzustellen. Dies geschieht zum Beispiel durch eine Konzentration auf das Vorlesen und das gemeinsame Lesen.
  • Die kostenfreien Angebote auf der InternetseiteSTIFT sind im Rahmen eines Projekts des Ministeriums für Schule und Bildung in Kooperation der Leibniz Universität Hannover und der Fachdidaktik Deutsch für Grundschulen an der Technischen Universität Chemnitz entstanden. Die Materialien, Methoden, fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Informationen unterstützen den Schriftspracherwerb, fördern die Mehrsprachigkeit und helfen bei der Diagnose von individuellen Förderbedarfen.
  • Auf der Website Schlau-D für das Fach Deutsch werden Materialien für Lehrkräfte zur Verfügung gestellt.
  • In der Lernumgebung „LeOn“ (Leseraum online) erhalten Schülerinnen und Schüler Lesematerial und Leseimpulse. Das Angebot befindet sich zurzeit im Aufbau.
  • Mit BiSS-Transfer, einer gemeinsamen Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) zur Förderung der Lese- und Schreibkompetenzen können Schulen in Verbünden von zehn bis 30 Schulen zusammenarbeiten, um passgenau Konzepte zur Sprachbildung umzusetzen. Universitäten und Hochschulen unterstützen diese Arbeit.
  • Zur Verbesserung der Kompetenzen vor allem im diesem Bereich wurden und werden den Grundschulen zahlreiche einfach handhabbare wissenschaftlich fundierte Materialien und Unterstützungsangebote bereitgestellt. Diese Materialien sind deutschlandweit anerkannt und vor allem zur pädagogischen Diagnose und Förderung bei Rechenschwierigkeiten im Einsatz. Die Lehrkräfte finden auf https://pikas.dzlm.de unter anderem Arbeitsblätter, Videos, Spiele- und Bücherlisten oder Forscherhefte.
  • Die Fachoffensive Mathematik, bei der das Ministerium für Schule und Bildung von der Technischen Universität Dortmund unterstützt wird, bietet u.a. Handreichungen und konkrete Unterrichtsmaterialien, abrufbar ebenfalls unter https://pikas.dzlm.de.
  • Darüber hinaus bietet PIKAS unter dem Stichwort „Mathekartei“ konkrete Übungen, mit denen in den Klassen eins bis vier zentrale Kompetenzen aus den Bereichen Zahlen und Operationen, Raum und Form, Größen und Messen und Daten und Häufigkeiten gefördert werden. Die Kartei beinhaltet 55 schnell umsetzbare Unterrichtsideen. Der zeitliche Umfang der Aktivitäten beträgt in der Regel 5 bis 10 Minuten.
  • Auf den Websites Mathe inklusiv“ und „Mahiko“ - Mathehilfe kompakt - werden ebenfalls Materialien und Lehr-/Lernvideos für Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt.
  • Eine gute und stabile emotional-soziale Entwicklung ist eine wesentliche Grundlage für den Erwerb von fachlichen Basiskompetenzen. Das Ministerium für Schule und Bildung befindet sich in einem engen Austausch mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis, um konkrete Ansätze für eine gezielte Stärkung der emotionalen und sozialen Entwicklung von Schülerinnen und Schülern zu identifizieren. Dabei wurde unter anderem deutlich, dass eine engere Verzahnung von Schulen und Jugendhilfe ein vielversprechender Ansatz sein könnte. Die Fachgespräche werden fortgeführt.
  • Um mehr Zeit für Schülerinnen und Schüler zu haben und diese dabei unterstützen zu können, auch ihre sozial-emotionalen Kompetenzen zu stärken, benötigen Lehrerinnen und Lehrer Entlastung im Arbeitsalltag. Mit dem Handlungskonzept des Ministeriums für Schule und Bildung zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung wird den Grundschulen zum Beispiel die Möglichkeit gegeben, Alltagshelferinnen und Alltagshelfer einzustellen. Diese sollen verschiedene Alltagsaufgaben übernehmen. Das kann zum Beispiel die Vorbereitung des Klassenzimmers, die Beaufsichtigung oder auch die Unterstützung einzelner Schülerinnen und Schüler bei der Herstellung der Arbeitsfähigkeit sein.
  • Die beschriebenen Maßnahmen und ersten Umsetzungsschritte werden in den kommenden Monaten ausgeweitet, beispielsweise durch weitere Handreichungen und Online-Seminare für Lehrkräfte.
  • Um die Unterrichtsentwicklung in Deutsch und Mathematik zu stärken, stehen 106 Stellen für Fachberaterinnen und Fachberater zur Verfügung. Als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Unterrichtspraxis fördern sie den fachlichen Austausch auf regionaler Ebene und unterstützen die Schulen dabei, konkrete Fördermaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen.
  • Das Schulministerium und die Schulaufsicht werden die Schulen (Schulleitungen, Stellvertretungen der Schulen mit Primarstufe, Fachberatungen, Schulaufsichten) auch durch praxisorientierte digitale Informationsveranstaltungen unter Beteiligung von Akteuren aus der Wissenschaft und Schulpraxis eng begleiten.
  • Den Auftakt bildet eine große Digitalkonferenz noch vor den Sommerferien Mitte Juni 2023 mit den Schulleitungen der Grund- und Förderschulen und vielen weiteren Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Auf dieser Veranstaltung werden die verschiedenen Materialien zur Stärkung der Basiskonferenzen vorgestellt.